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www.biosphaere-alb.com >Sphäre Print-Magazin< REPORT: Dinkel kehrt zurück auf die Schwäbische Alb Reife-Prüfung
Verschwunden ist er nie gewesen, der Dinkel. Die Hochleistungslandwirtschaft
hatte ihn zwar zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ins Abseits gedrängt.
Doch jetzt wiegen sich immer mehr dieser schlanken, rotgoldenen Ähren
im heißen Spätsommerwind unserer Alb.
Darüber stimmte schon Hildegard von Bingen Lobgesänge an. 17 Vorzüge zählte sie. Der Dinkel gilt unbestritten als eine der gesündesten Getreidearten. Er ist reich an Mineralstoffen wie Kalium, Phosphor und Eisen. Er enthält Vitamine der B-Gruppe sowie A und E. Sein wertvolles Eiweiß besitzt Spuren aller essentiellen Aminosäuren. Der hohe Gehalt an Kieselsäure soll sich positiv auf die Gesundheit von Haut und Haaren auswirken und das Denkvermögen steigern. In der Dinkel-Hochburg um Römerstein baten Verwandte des heutigen Vorsitzenden der Erzeugergemeinschaft, Hans Lieb, schon vor 20 Jahren, doch etwas Dinkel für den Eigenbedarf anzubauen. 1992 gab Müllermeister Klinkenberg von der Römersteiner Mühle und Bäckermeister Heiner Beck, Chef der Großbäckerei Bäcka Beck aus Römerstein, den Anstoß zu einem Dinkelanbau. Zu dieser Zeit war der Dinkel auf dem Markt fast ausgestorben. Mit Dinkelanbau auf nur zwei Hektar startete Pionier Lieb in die neue Epoche. Erst als die anderen gesehen haben, dass es funktioniert, haben sie nachgezogen, erinnert sich der rührige Landwirt. 1995 schlossen sich elf Bauern zur Erzeugergemeinschaft zusammen und bauten auf knapp 30 Hektar das schwäbische Urkorn an. Heute wogen die rotgoldenen Ähren auf 250 Hektar, bewirtschaftet von 21 Bauern. Sie produzieren jährlich rund 1.000 Tonnen. Größter Kunde: die Schwäbische Albdinkel GmbH, die wiederum Heiner Beck und das Familienunternehmen Albgold aus Trochtelfingen gegründet haben. Ganz neu im Programm bietet die Albdinkel GmbH Bio-Dinkel an.
Ein Teufelskreis. Denn wer auf Bio umstellt, muss drei Jahre die strengen
Richtlinien befolgen. Darf aber, bis die Böden von Schadstoffen gereinigt
sind, den naturgemäß geringeren Ernteertrag nur konventionell
vermarkten. Folge: Umsatzeinbußen. Für den hohen Bio-Aufwand
klingeln erst nach der dreijährigen Umstellungsfrist die Kassen.
Zum Ertragsausfall addieren sich Kontrollkosten von rund 500 Euro für
einen mittleren Ackerbaubetrieb (50 Hektar pro Jahr). SPHÄRE-INFO Brot und Nudel schmeckt
Gläserne Produktion, ist das Motto des Trochtelfinger Unternehmens Alb-Gold. Bei uns können die Kunden vom Rohstoff bis zur fertigen Nudel den gesamten Herstellungsprozess verfolgen, beschreibt Firmensprecher Matthias Klumpp die Philosophie. Ganz klar, dass Chef Klaus Freidler auch den gesunden Dinkel aus Römerstein verarbeitet. Wir kennen unsere zuverlässigen Bauern, beschreibt er das Vertrauen. 80 Tonnen Dinkelnudeln verlassen das Haus Albgold jährlich in Richtung baden-württembergische und bayerische Kochtöpfe. Dinkel ist im Kommen, weiß auch Markus Tress, Chef des gleichnamigen Nudelherstellers aus Münsingen. Er bezieht den Dinkel über eine Mühle bei Lichtenstein. Das geprüfte Getreide kommt von örtlichen Bauern. Das Römersteiner Modell gefällt Tress zwar gut, doch möchte er sich nicht auf ein bestimmtes Anbaugebiet festlegen wegen des Schlechtwetterrisikos und der Abnahmevorgaben. Rund 400 Tonnen Tress-Dinkelnudeln finden in ganz Deutschland ihre Liebhaber. Übrigens: Dinkel soll es bald auch flüssig geben. Die Römersteiner Hirschbrauerei Schilling bot eine Geschmacksprobe beim Dinkelfest.
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