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Geothermie-Projekt in Urach nimmt Forschungsarbeiten wieder auf
Gewaltige Kräfte im Innern der Erde
20.10.2006:
4400 Meter tief und 170 Grad heiß: so schlummert seit Jahrmillionen
ein gewaltiger Energieschatz im Untergrund der Kurstad Bad Urach. Am Dienstag
erweckt das Landesvermesssungsamt Hannover den fast vergessenen Berggeist
unter der Immanuel-Kant-Straße aus seinem Dornröschenschlaf.
Mit Kran und schweren Messgerät-Geschützen rücken die Experten
dessen noch unergründeten Tiefen auf den Leib, um Pionierarbeit für
eine zukunftsweisende Form der Energiegewinnung zu leisten.
Wissenschaftler und Ingenieure bemühen sich seit mehr als 30 Jahren
darum, Erdwärme nutzbar zu machen - wissen Sie doch um ihr enormes
wirtschaftliches Potenzial: Sie ist ständig verfügbar, nicht
von der Tageszeit und vom Wetter abhängig, nahezu überall vorhanden
und nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich. Nach Experten-Berechnung
könnten geothermische Kraftwerke rund ein Viertel des elektrischen
Endenergieverbrauches in Deutschland zuverlässig, umweltfreundlich
und ohne Gefährdung für Menschen, Umwelt und Klima abdecken
"Dass
ausgerechnet in Urach der Motor für solch ein Kraftwerk vergraben
liegt, hat seinen Grund in einer geologischen Anomalie", erklärt
Bürgermeister Ewald. Vermutlich spielen Risse und Klüfte des
etwa 14 Mio. Jahre alten Vulkanschlotes des Urach-Kirchheimer-Vulkangebietes
als Aufstiegszonen für die Hitze eine wichtige Rolle. Wegweisende
Test- und Forschungsarbeiten begannen in Urach deshalb schon in den 70er
Jahren. Ihnen folgten aufwändige Tiefenbohrungen, die der Schaffung
eines geothermischen Pilotkraftwerks dienen sollten. Die erste Bohrung
wurde mit exakt 4445 Metern Tiefe übrigens zum tiefsten Loch in Baden
Württemberg.
Bei
der zweiten Bohrung fehlten rund 1500 Meter, als das Giga-Projekt im Frühjahr
2004 wegen erschöpfter finanzieller Mittel auf Eis gelegt werden
musste. Erst in der zweiten Juniwoche dieses Jahres verhalf eine Besprechung
im Abgeordnetenhaus des Baden-Württembergischen Landtages zu einem
erneuten Durchbruch: Die Zusage für eine vom Bund finanzierte Machbarkeitsstudie.
Über diese sollen bestehende Wissenslücken geschlossen, der
verbleibende Aufwand geklärt und Möglichkeiten einer geothermischen
Wärmenutzung beantwortet werden sollen - alles grundlegende Entscheidungskriterien
für jeden Investoren.
Ob die neuen Untersuchungsergebnisse eine weitere Nutzung der Erdwärme
zulassen oder nicht, kann Bürgermeister Ewald noch nicht sagen. In
jedem Falle würden die Erkenntnisse der letzten Jahre Bad Urach in
Forschungskreisen eine internationale Vorreiterrolle sichern und entscheidendes
Knowhow für die weitere Erforschung einer zukunftsweisenden Energiequelle
mit sich bringen.
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SPHÄRE WISSEN
"Hot Dry Rock" - ein unterirdischer Wärmetauscher
Das Grundmodell eines geothermischen Kraftwerks: Im heißen,
mehr als 4000 Meter tiefen Gestein werden Risse und Klüfte hydraulisch
aufgeweitet. Durch sie fließt von der Oberfläche eingebrachtes
Wasser, das sich in der Tiefe erhitzt, über eine weitere Bohrung
zurückgefördert wird und im oberirdischen Kraftwerk eine Turbine
zur Stromerzeugung antreibt. Anschließend wird es über die
erste Bohrung wieder in den Untergrund gepresst. Notwendig sind zwei Bohrungen
mit einer kaum vorstellbaren Tiefe.
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