HW1 Routenverlauf

 

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WEBcode #132462

HW1 Alb-Fernwanderweg

Fernwanderweg (80 km): HW1 – Biosphärenabschnitt (Neidlingen – Sonnenbühl)

Der HW1 besteht seit über 100 Jahren, ist stolze 365 Kilometer lang und führt vom bayerischen Donauwörth an der Wörnitz bis ins baden-württembergische Tuttlingen im oberen Donautal.Schweißtreibend gar und abenteuerlich wird dieser Pfad des Schwäbischen Alb Vereins im Bereich der noch jungen Biosphäre zwischen Neidlingen und Lichtenstein. Weiterlesen »

300 Kilometer Skispaß

Loipenkarte und Skiliftverzeichnis

Mit 300 Kilometern besitzt das Biosphärengebiet eines der größten Loipennetze Süddeutschlands. So großflächig und kupiert können nur wenige Skigebiete die weiße Pracht präsentieren. In den Alpen beispielsweise sammelt man Loipenkilometer zwischen den hohen Bergen nach dem Motto: „Auf der einen Talseite hin, auf der anderen wieder zurück.“ Hier aber erleben Sie die weiße Pracht vielfältig in jeder Himmelsrichtung. Die Höhenlage zwischen 700 bis 850 Metern ist schneesicher. Zum Vergleich: Oberstdorf liegt auf 820 Metern. Weiterlesen »

Roadbook: Westrunde Tour de SPHÄRE

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WEBcode #21119

Roadbook: Westrunde der Tour de SPHÄRE

Entfernung: 0,0 km; Höhe: 788 m Start. Beim Parkplatz Zainingen rechts ab ins Bental.
Entfernung: 1,38 km; Höhe: 745 m Auf Höhe Abzweig Böhringen geradeaus weiter.
Entfernung: 3,53 km; Höhe: 709 m Eingang zum Brucktal.
Entfernung: 4,1 km; Höhe: 692 m Rappenfelsen
Entfernung: 6,33 km; Höhe: 629 m Ende des Brucktals. Links abbiegen, auf der Straße entlang ca. 400 m fahren, bis rechts neben der Straße ein Waldweg beginnt. Auf diesem Weg geht es durchs Fischburgtal weiter nach Seeburg. Ein Verbindungsstück ist derzeit in Planung, so dass man in Zukunft nicht mehr auf der Straße fahren muss.
Entfernung: 9 km; Höhe: 636 m Auf dem Schotterweg nach Seeburg hinein.
Entfernung: 9,5 km; Höhe: 649 m In Seeburg auf Höhe der alten Wittlinger Steige rechts abbiegen und über die Brücke fahren.
Entfernung: 9,7 km; Höhe: 615 m Übergang über Straße. Links abbiegen Richtung Trailfinger Schlucht.
Entfernung: 10,7 km; Höhe: 639 m Ermsquelle in der Trailfinger Schlucht
Entfernung: 12,2 km; Höhe: 717 m Geradeaus Richtung Trailfingen. Links ab geht es zu einem Grillplatz.
Entfernung: 13 km; Höhe: 717 m Beim Ortseingang Trailfingen dem Gehweg folgen bis zum Brunnen.
Entfernung: 13,6 km; Höhe: 729 m In Trailfingen auf Höhe des Brunnens rechts abbiegen und dann wieder links abbiegen auf einen Feldweg.
Entfernung: 14,3 km; Höhe: 734 m Vom Feldweg kommend links abbiegen ein kurzes Stück auf der Straße bis zur Trailfinger Säge, dann rechts abbiegen Richtung Gruorn (Schild).
Entfernung: 14,7 km; Höhe: 768 m Beim Parkplatz Trailfinger Säge geradeaus über die Panzerringstraße hinein in den ehemaligen Truppenübungsplatz.
Entfernung: 15,3 km; Höhe: 786 m Links abbiegen Richtung Gruorn.
Entfernung: 16,1 km; Höhe: 779 m Schießbahn 12 unterhalb von Gruorn. Entweder links ab nach Gruorn, oder rechts in Richtung Trailfinger Kopf.
Entfernung: 18,36 km; Höhe: 793 m Beim Abzweig ins Böttental weiter geradeaus Richtung Zainingen.
Entfernung: 20,6 km; Höhe: 797 m Entweder links abbiegen zum Turm Hursch oder geradeaus über die Panzerringstraße zurück zum Parkplatz Zainingen. Ende.

Magische Alb-Orte >> Teil 1 ALBmagnet

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ALBmagnet

Die starke Anziehungskraft der Schwäbischen Alb liegt sowohl in der Faszination ihrer Erdgeschichte als auch in der Mystik durch die erhabene Topographie wie hier am Planetenweg bei Gomadingen (Foto). Sie gilt als Ursprung einer besonderen Lebenskultur und seltenen Natur. Denn: Das von der UNESCO zum Biosphärenreservat geadelte Gebirge erhebt sich auf satte 900 Meter über dem Meer. Also einen Kittel kälter oder wie man auf der Alb gerne sagt: „Ein halbes Jahr Winter und ein halbes Jahr kalt.“ Wer bestehen wollte, brauchte Lebensintelligenz, musste genügsam sein, denn die Ernte auf dem steinigen Acker war spärlich. Einzig die hohen Herren in den Kirchen und auf den Alb-Burgen (siehe Karte) schöpften aus dem Vollen – sie bedienten sich an der Schaffenskraft der Menschen. Selbst das Regenwasser zerrann den Albbauern sprichwörtlich zwischen den Fingern hindurch ins poröse Albgestein. Traumhafte Trockentäler durchziehen heute das Biosphärengebiet, die Bäche fließen unterirdisch und finden nur während der Schneeschmelze ans Tageslicht.Wasser sammelt sich erst wieder als Quelle im Tal nach einer langen Reise durch Spalten, Höhlen und Klüfte. Wenn dann das wertvolle Nass wie in Blaubeuren als touristisches Juwel in den Himmel funkelt, profitiert die ganze Region. Der smaragdgrüne Blautopf gilt als Publikumsmagnet (siehe Karte). Alleine die historische Hammerschmiede am Seeufer zählt jährlich 70000 Besucher.

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Eine Lobby für Blumenwiesen

Natur: Verein „Blumenwiesen-Alb e.V.“ in Reutlingen gegründet

Die Blumenwiesen-Landschaft am Fuß und auf der Schwäbischen Alb ist einzigartig. Die Vielfalt dieser artenreichen Wiesen geht auf Jahrzehnte lange Bewirtschaftungstraditionen zurück. Die Wiesen haben wichtige Funktionen als Lebensräume von Pflanzen und Tieren, zum Schutz des Grundwassers sowie für Tourismus und Heimat-Identität. Weiterlesen »

Magische Orte >> Teil 2 ALBgeheim

Ausflugtipps: Magische Alb-Orte

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ALBgeheim

Die Mystik des Verborgenen begleitet Alb-Besucher auf Schritt und Tritt. Unsichtbares Wasser in Trockentälern, tiefe Spalten und dunkle Höhlen ins Innere des Gebirges sowie in Schiefer oder Kalkgestein gepresste Fossilien geben ein Gefühl für die Unendlichkeit der Zeit. Die Schwäbische Alb ist Kronzeuge der Lebenskraft unserer Erdnatur. Dort wo heute Trockentäler tief in den Albrücken einschneiden und Gewitterstürme die Hangkanten fast 400 Meter steil abgraben, schwammen vor rund 150 Millionen Jahre Fische. Unbekannte Wasserwesen tummelten sich über der Alb in tropischen Ozeanen bis sich plötzlich die Korallenriffe südlich von Stuttgart aus dem Jurameer gegen den Himmel schoben. Abermillionen Tonnen Kalk türmen sich zu einem heute 200 Kilometer langen Riegel auf, der Lebensraum Schwäbische Alb als Hort für eine besondere Vegetation und seltene Landschaftsbilder war bereitet.

Vorgelagerte Zeugenberge belegen uns heute noch die Kraft der Erosion, echte Vulkankrater künden von der brutalen Gewalt im Erdinneren. Das Randecker Maar (siehe Karte) und kleine Seen über wasserdichten, erloschenen Kratern, Hülen genannt, stammen aus dieser explosiven Zeit.

Die Zaininger Hüle ist eine der letzten echten Hülen auf der Alb (Foto unten). Nachdem vor rund 125 Jahren die Alb-Wasserversorgung die Lebensqualität der Bewohner schlagartig verbesserte, schütteten viele Gemeinden ihr erdgeschichtliches Klein­od und Siedlungsmittelpunkt einfach zu.

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Magische Orte auf der Alb

Service: Sphäre-Verlag veröffentlicht Wandertipps für anspruchsvolle Ausflügler

Eine große Übersichtskarte zeigt die schönsten Orte auf der Schwäbischen Alb – magische Orte. 

Sie kennen solche Augenblicke? Sie stehen minutenlang andächtig auf einem Gipfel oder blicken verträumt in die blutrote Sonne, die am Horizont versinkt. Die Schwäbische Alb bietet viele dieser magischen Momente und Orte, die man so schnell nicht vergisst. Weiterlesen »

Magische Orte >> Teil 3 ALBerleben

Ausflugtipps: Magische Alb-Orte

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ALBerleben

Schneller, höher, gigantischer – wer heute was erleben will, zückt schnell den Geldbeutel. Emotionen à la carte stehen bei der Kletterpark- und Bungee-Generation hoch im Kurs. Dabei liegt das Glück der Alb zu Füßen – oder besser gesagt darunter. Selbst entdecken auf Schusters Rappen: Machen Sie sich auf die Suche nach der besonderen Situation. Wie wäre es mit einem Live-Konzert in einer Höhle oder einer Wanderung bei Nacht? Das offene Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes hat zur späten Stunde einen ganz speziellen Reiz. Seltsame Geräusche und die totale Finsternis. „Wir müssen Biosphärengebiet 360 Grad weit denken.“ So warb Dr. Andreas Hänel im November 2011 für seine Vision „Sternenpark Schwäbische Alb“. Zu den 180 Grad auf unserer schutzbedürftigen Erde gehöre unzertrennlich die zweite Hälfte – die Faszination der sternenklaren Nacht. Denn: Lichtverschmutzung mache es schwer, den klaren Sternenhimmel zu bestaunen. Die totale Schwärze der Nacht versinkt im Streulicht von Städten und Autostraßen.

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Die Alb real im Internet

Rekord: Besucherzahl des Internet-Albmagazin SPHÄRE-Online wächst weiter

Sphäre Interaktive Karte

Das Rekordergebnis von fast 8000 Besuchern im Dezember 2009 zeigt, dass die Konzeption von SPHÄRE-Online den Urlauber und Ausflügler anspricht. Deshalb verzeichnet der Besucherzähler im Januar eine drastische Steigerung auf 11.771 Besucher.

Während das Interesse an klassischen Internetmagazinen während der Ferienzeit abnimmt, denn halb Deutschland geht auf Erholungstour, zeigt die Zunahme im Dezember und besonders in der ersten Januarwoche, dass die User die Anregungen auf diesem Internetportal wohl intensiv für ihre Freizeitgestaltung nutzen.

Interaktive Karte Service-HomepageDeshalb baut die Sphäre-Redaktion auf der GPS-Service-Homepage das GPS-Tourenangebot ständig aus. Fernwanderrouten, Wege auf dem ehamaligen Truppenübungsplatz, Geheimtipps und Ortspräsentationen machen schon jetzt diesen Online-Service attraktiv. Seit dem 18. Januar 2010 hat die Gemeinde Römerstein nach drei GPS-Wandertouren nun auch sein attraktives Loipennetz auf diesem Portal installiert. Die Gemeinde St. Johann ist auf Sphäre OnLINE seit August 2009 aktiviert.

Viel Staub im Biosphärenzentrum

Podcast SPHÄRE-Audio Tourismus: Der Bau des Biosphärenzentrums im Alten Lager Münsingen macht Fortschritte

Noch donnern schwere Zimmermannshammer gegen Holz. Staub und der Geruch von frischem Putz zeigen: Hinter der denkmalgeschützen historischen Backsteinfasade wird noch schwer geschafft. Endspurt. Dennoch lässt sich schon jetzt erahnen, wie dort ab Juni 2010 in dem 2,5 Millionen teuren Gebäude das Biosphärenleben pulsieren wird. Architekt Ralf Straub und Austellungsplanerin Anette Hasselmann geben bildhafte Eindrücke vom künftigen Erleben im Biosphärenzentrum der Schwäbischen Alb. Weiterlesen »

Römerstein Broschüre/Loipen

Gemeinde-Infobroschüre (Wissen)

Römerstein TouristinfoRömersteins Geschichte und die der drei Teilorte Böhringen, Donnstetten und Zainingen – lesenswert Seite 1 bis 6.
Zusätzlich allgemeinde Daten und Bürgerinformation (2010).
PDF-ShopPDF-Shop – das will ich lesen (Broschüre, 2010) >>

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Urlaubs-Infobroschüre (Touristik)

So schön ist Römerstein. Lassen Sie sich von siesen beiden Broschüren inspirieren.
PDF-ShopPDF-Shop – das will ich sehen (Tourismus, Teil 1) >>
PDF-ShopPDF-Shop – das will ich sehen (Tourismus, Teil 2) >>

 GPS-Track: 3 Topwandertouren um Römerstein >>

 

 

 

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Skilanglauf-Paradies (Wintersport)

Römerstein bietet eines der größten Skilanglaufnetze auf der Schwäbischen Alb. Knapp 60 Kilometer durch Wälder, über Höhen und Täler warten nur darauf, von Wintersportlern unter die schnellen Bretter genommen zu werden. Gemeinsam mit dem Spurennetz Westerheim und Schopfloch können Sie weit über 100 Kilometer mit den Langlaufskiern wandern. Dabei bietet die sieben Römersteiner Schleifen von 4 bis 13 Kilometern Länge vielfaltige Naturerlebnisse.

PDF-ShopPDF-Shop – das will ich erleben (Loipennetz) >>

 GPS-Tracks zur Skilanglaufbroschüre >>

GPS-Touren von Nutzungsgenehmigung des SPHÄRE-Verlags, Nutzungsgenehmigung Garmin Deutschland

 

 

 

 

Podcast: Zeitdokument

Podcast SPHÄRE-Audio Sphäre-Podcast: Ministerpräsident nimmt UNESCO-Urkunde entgegen

Ministerpräsident Günter Oettinger landete mit einem Segelflieger im Herz der Biosphäre, um im Offiziers-Casino des Alten Militärlagers bei Münsingen die UNESCO-Urkunde für die Anerkennung der Schwäbischen Alb als Biosphärengebiet feierlich entgegenzunehmen.

Münsingen: Der Termin hier, so begann Ministerpräsident Günter Oettinger seine Rede, sei der schönste in dieser Woche überhaupt. Dies lag zum einen an der Punktlandung, die ihm der Münsinger Segelflugviceweltmeister Uli Schwenk breitete: Er chauffierte Oettinger mit einem historischen Segelflieger zwischen reichlich Gewitterwolken hindurch ins Herz des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, den ehemaligen Truppenübungsplatz. „Dieses Flugzeug ist nur drei Jahre jünger als ich “, berichtete der Landesvater sichtlich begeistert den geladenen Zuhörern. Vertreter aus Politik, Verbänden, die Bürgermeister und das Biosphärenteam feierten den nun bald fünf Jahre andauernden Organisationsmarathon, dessen erste wichtige Etappe nun diese Urkunde sei. Ausgesprochen hatte die UNESCO die Anerkennung bereits am 26. Mai.

Feierstunde im Casino des Alten Lagers Münsingen: Stolz nimmt Ministerpräsident Günter Oettinger die UNESCO-Urkunde von Gertrud Sahler entgegen. Baden-Württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk (rechts)und Landrat Thomas Reumann (links) haben die Entwicklung entscheidend vorangetrieben.

„Diese Anerkennung soll eine Verpflichtung für die Zukunft sein“, betont der Ministerpräsident in seiner Rede. Er dankt besonders Gertrud Sahler, Vorsitzende des MAB-Nationalkomitee Deut

schland (MAB = Man and Biosphere), die die Arbeit des Ministeriums sachkundig begleitet hat, damit das Biosphärengebiet Schwäbische Alb die harten Kriterien der UNESCO erfüllt.

Überall in Deutschland gibt es geschützte Landschaften, die das Naturerbe bewahren. Die Biosphäre auf der Schwäbischen Alb aber ist die einzige, die eng mit Ballungsgebieten vernetzt. In der Regel leben in Schutzgebieten rund 3000 bis 5000 Menschen, hier sind fast 170.000 Menschen in das Projekt Modellregion Alb eingebunden.

15 Biosphärenreservate hat die UNESCO in Deutschland bereits anerkannt. Das Biosphärenreservat Röhn stand für die Meinungsbildung hier auf der Alb gewissermaßen als Pate. Weltweit umfasst das Netz der UNESCO-Biosphärenreservate mehr als 500 Gebiete in über 100 Staaten.

Ziel sei es, erläutert Marcus Lämmle, stellvertretender Leiter Referat Grundsatzfragen des Naturschutzes im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, dass in kommunalen Entscheidungen beispielsweise der Gemeinderäte, die Gedanken und Leitlinien für eine nachhaltige, umweltverträgliche Entwicklung wie von selbst in die Diskussion mit einflössen.

Zwischen den Biosphärenreservaten entsteht ein Wettbewerb, der eine Region Schritt für Schritt vorantreibt. Darum lobt Oettinger, die nicht ganz selbstverständliche Zusammenarbeit zwischen Behörden und Beamten. „Man wirft ihnen oft vor, dass sie sich gegenseitig nicht vertrauen“, beschreibt Oettinger. Dieses Projekt aber beweise das Gegenteil. Alle zogen an einem Strang: Bund (Besitzer des ehemaligen Truppenübungsplatzes) und Land, zwei Regierungspräsidien, drei Landkreise (Reutlingen, Esslingen, Alb-Donau) und 29 Gemeinden (siehe).

Gertrud Sahler

Naturfreund: Gertrud Sahler, Vorsitzende des MAB-Nationalkomitee Deutschland, will ein Bewusstsein für Natur und Umwelt in der Politik und im Alltag der Menschen verankern.

Gertrud Sahler betont bei der Verleihung der Urkunde, dass der Abschluss der Antragsphase der Anfang einer neuen Phase sei. Nun gelte es, Konzepte und Leitlinien für die Schwäbische Alb zu entwickeln.

Sahler verhehlte nicht, dass viele Bürger, insbesondere die Naturschutzverbände mehr erwartet hätten, als im Antrag ausformuliert wurde. Sie verwies auf die Kritik, dass es auf der Schwäbischen Alb nur Kernzonen-Häppchen gebe und keine großen zusammenhängenden Schutzgebiete. Sie gibt zu bedenken, dass in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland eben nicht mehr über viel wilde Flächen verfügt werden kann. Deshalb, so Sahler, hat sich das Nationale Komitee auf die Ausweisung von nur drei Prozent Kernzone in einem Biosphärengebiet beschränkt. Dort aber, betont sie, solle die Natur sich frei entfalten können.

Der Ministepräsident ergänzt seine Ausführungen noch um den Aspekt des neuen Wir-Gefühls. Er glaubt, dass die Entwicklung des Biosphärengebiets die Menschen auf der Alb stolz macht. Es stärke die Identität und das Heimatgefühl.

Chronologie

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb im Zeitraffer bis zur Anerkennung durch die UNESCO

1991: Stunde Null des Biosphärengebietes Schwäbische Alb. Am 12. Oktober 1991 hatten der spätere Alternative Nobelpreisträger Prof. Dr. Michael Succow sowie der damals schon im NABU-Bundesverband aktive Markus Rösler gemeinsam eine Idee: „Baden-Württemberg benötigt nicht nur einen Nationalpark, sondern auch ein Biosphärenreservat.“

1992: Biosphäre Schwarz auf weiß. Dr. Markus Rösler gab mit seiner Doktorarbeit Denkanstöße (als Buch erhältlich ISBN-3-9237-55-79-1).

1999: In Münsingen fand am 22. Februar die erste öffentliche Diskussion zu diesem Thema statt – ernüchternd waren die starren Positionen.

Ideengeber: Dr. Markus Rösler: Einer der Väter des Biosphärenreservates Schwäbische Alb

2002: Die Schließung des Truppenübungsplatzes wird von der Bundesregierung beschlossen. Dies bedeutet einen starken Einschnitt in das Wirtschaftsgefüge Münsingens. Immerhin: Zeitweise waren bis zu 3000 Soldaten stationiert. Umsatzeinbrüche und Immobilien-Leerstände drohen. Bürgermeister Mike Münzing sieht im Thema Biosphäre nicht nur eine mögliche touristische Nachnutzung für den Truppenübungsplatz, sondern auch einen Impuls für die gesamte Alb, der die Auswirkungen des Strukturwandels dämpfen könnte.

Der Kreis Reutlingen wird PLENUM-Gebiet (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt). Bis heute wurden mit rund fünf Millionen Euro Projekte unterstützt, die sich durch eine naturnahe Nutzung und Bewirtschaftung besonders positiv auf Natur und Umwelt auswirken, wie beispielsweise die Initiative Alb-Büffel. Noch war das Thema Biosphäre nur eine Vision. Doch diese Förderkulisse schaffte ein neues Bewusstsein, ein gestärktes Wir-Gefühl bei Bürgern und Kommunen. Ohne diesen Quasi-Probelauf hätte die Alb nicht so schnell bei der UNESCO punkten können. 2002 verstärkte das Förderprogramm Regionen Aktiv die nachhaltigen Entwicklungen im Kreis Reutlingen.

Initialzündung: Die Bundeswehr verlässt den Standort Münsingen

2005: Ministerpräsident Günter Oettinger gab in seiner Regierungserklärung im April nach dem Amtsantritt das Go für die Biosphäre. Bei seinem Vorgänger Erwin Teufel war dieses Thema tabu.

Umsetzer: Als Ministerpräsident gab Günter Oettinger der Biosphärenidee politisches Gewicht.

Juni 2005: Die drei Bürgermeister von Münsingen, Bad Urach und Römerstein mussten teils in Sondersitzungen die Stimmungslage zu diesem Thema bei Stadt- und Gemeinderäten abfragen. Ist die Minimalfassung des Projekts politisch durchsetzbar? August 2005: Das Landratsamt Reutlingen erarbeitet in nur sechs Wochen eine Machbarkeitsstudie. Ergebnis: Wir wollen die Biosphäre. Allerdings sprachen sich die Beteiligten gegen den Begriff Mittlere Kuppenalb und Reservat aus. „Wir sind ja keine Indianer“, beschreiben Beteiligte die Assoziationskette. Das Projekt wurde sodann „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ getauft. Dezember 2005: Der letzte Soldat verlässt den Truppenübungsplatz. Die Online-Version des neuen Alb-Magazins SPHÄRE startet im Internet.

Begleiter: Der Sphäre-Verlag startete am 29. 11. 2005 sein Online-Magazin. Die erste Printausgabe erschien am 1. April 2006

2006: Die Landesregierung stellt im Januar in Münsingen den Verbänden und Kommunen das Projekt vor. April 2006: Der ehemalige Truppenübungsplatz ist für das Publikum geöffnet. Kritik wird laut, weil viele attraktive Routen wegen gefährlicher Blindgängerbelastung geschlossen bleiben. Auf der Panzerringstraße nimmt die Münsinger Firma EAM den Betrieb auf. Sie vermietet die Straße zu Versuchszwecken an die Autoindustrie für Präsentationen und Presse-Vorstellungen. Hotel und Gastronomie profitieren vom Publikumsverkehr. Die erste Print-Ausgabe des Alb-Magazins SPHÄRE erscheint am 1. April. Mai 2006: Gruorn entwickelt sich zum Publikumsmagnet. Die ersten Truppenübungsplatz-Guides haben die Prüfungen absolviert. Sie führen Besucher auch zu verborgenen Winkeln des Platzes. Reutlingen tritt dem Biosphärengebiet bei. Der urbane Aspekt als Alleinstellungsmerkmal kommt mit der Beteiligung Reutlingens in die Diskussion. Juli 2006: Das „Start-Team“, die vorläufige Biosphärengebietsverwaltung, bezieht ihren Sitz im Alten Lager. Die Vorentscheidung für den Standort der Biosphären-Zentrale ist gefallen.

Standort: Das Alte Lager bei Münsingen hatte die Landesregierung als Sitz für das Biosphärenzentrum auserkoren.

2007: Im März bereist das Nationale UNESCO-Komitee die Alb. Sie verschafft sich einen Eindruck von dem ehrgeizigen Projekt vor Ort. Fazit: Sie waren positiv überrascht vom Entwicklungsstand.

April 2007: Der Schwäbische Alb-Verein rettete die vier Militärtürme vor der Abrissbirne. Am 1. April feierte der Verein die Eröffnung der Türme. Der imposanteste Stahlkoloss misst 42 Meter und bietet einen unvergesslichen Weitblick. Juli 2007: Pro Münsingen gibt gemeinsam mit dem SPHÄRE-Verlag eine Wander-Schlemmerkarte rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz heraus. November 2007: Der Antrag für die UNESCO ist abgeschickt. Das nationale UNESCO-Gremium MAB entscheidet, ob der Antrag den gestrengen UNESCO-Kriterien stand hält und ob er weiter nach Brüssel zum Internationalen Komitee geschickt wird.

In letzter Minute: Der Schwäbische Alb Verein rettete vier Türme vor dem Abriss.

2008: Der erste Biosphärenmarkt verwandelt Münsingen im Oktober in ein Mekka der nachhaltigen Genüsse. Initiator war ProMünsingen, der tatkräftigste Gewerbeverein in der Biosphäre.

2008: Spatenstich im Dezember für den Bau des Biosphärenzentrum in Münsingen.

2009: Petra Bernert wird im März die Geschäftsführung des Bio­sphärenteams übertragen. April 2009: Das Besucherlenkungskonzept fürs Biosphärengebiet ist fertig. Mai 2009: Der erste Biosphären-Bus geht auf die Strecke.

2009: Gertrud Sahler (Nationales UNESCO-Komitee) überreicht am 26. Juni die Anerkennungsurkunde.

Hohe Auszeichnung: Gertrud Sahler überreicht der Schwäbischen Alb die UNECO-Anerkennungsurkunde.

 

 

Sphäre veröffentlicht exemplarisch Unterlagen und Artikel, die ersten beiden quasi als historische Dokumente:

1) 1996: Die Einladung zur Federsee-Tagung des NABU Baden-Württemberg, im Rahmen der die Ergebnisse der Dissertation von Rösler vorgestellt wurden. PDF-Download >>

2) 1999: Die Einladung zu einer Tagung von Stadt und Touristikern in Münsingen, die sich schon damals öffentlich für ein Biosphärenreservat aussprachen. PDF-Download >>

3) 2008: Eine Publikation in der Zeitschrift „Nationalpark“ zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb: Wie entstand es, was charakterisiert es, wie sind die Anforderungen an die Zukunft? PDF-Download >>

4) 2009: Schwäbische Alb erhält UNESCO-Anerkennung

Webcode 19109

Biosphäre kompakt

Die Kraft der Biosphäre erleben

Der Status einer von der UNESCO anerkannten Modellregion soll das Wertgefühl für die Schwäbische Alb und deren einzigartigen Lebensraum schärfen.

Biosphärengebiet Schwäbische Alb erleben

Das Biosphärengebiet umfasst 85000 Hektar. Das Biosphärenzentrum Münsingen liegt zentral zwischen den 29 Gemeinden des Biosphärengebietes Schwäbische Alb.

 

Alb-Träumer

Schwäbischer Dschungel werden die einzigartigen Urwälder am steilen Albtrauf genannt. Das UNESCO-Gütesiegel letztlich gilt insbesondere dem Schutz dieser Hang- und Schluchtwälder. Rund 40 Prozent des Biosphärengebiets sind bewaldet – meist von der Buche. Jedoch sind drei Prozent als Kernzone ausgewiesen. Gerade in den schattigen und feuchten Tälern der Alb gedeihen Berg-Ahorn, Esche und Linde.

Im Sommer lockt das schattige Grün. Der Herbst und Winter eröffnet ohne Laub eine herrlich freie Sicht bis in die Stadtgebiete des Tals. Das UNESCO-Biosphärenreservat hier ist weltweit eines der bevölkerungsreichsten Schutzgebiete. Es wird spannend: Wie vernetzen wir die Ballungsgebiete mit dem ländlichen Raum? Wie entwickeln wir die Alb gemäß UNESCO-Ideen zum Modell für einen lebenswerten Natur- und Wirtschaftsraum?

Fakten:

Die Verordnung über das Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist nach Veröffentlichung im Gesetzblatt für Baden-Württemberg am 22. März 2008 in Kraft getreten und erstreckt sich auf 29 Gemeinden und den Gutsbezirk Münsingen in den Landkreisen Alb-Donau, Reutlingen und Esslingen sowie den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen und auf einer Fläche von 85.269 Hektar (Kernzone: 2.645 Hektar (3,1 Prozent), Pflegezone: 35.410 Hektar (41,5 Prozent; Entwicklungszone. 47.214 Hektar (55,4 Prozent).

Die Städte und Gemeinden bringen rund 1.000 Hektar Gemeindewald (ca. 1,2 Prozent der Gesamtfläche) in die Kernzonen ein. Kern- und Pflegezone nehmen im Biosphärengebiet insgesamt 38.055 Hektar ein. Davon unterliegen knapp 90 Prozent bereits einem Flächenschutzstatus (Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, FFH-Gebiet oder gemeldetes Vogelschutzgebiet).

Die veranschlagten Gesamtkosten der Biosphärengebietsverwaltung belaufen sich auf 730.000 Euro pro Jahr, wovon 200.000 Euro für Projektförderungen und Kofinanzierungen vorgesehen sind. Bis 2011 werden die Kosten vom Land getragen, ab diesem Zeitpunkt werden sich die Kommunen an der Finanzierung des Biosphärengebietes beteiligen.

Auch die Landesstiftung Baden-Württemberg leistet einen Beitrag zur Förderung der Ziele des Biosphärengebiets. Die Themen „Netzwerk Informationszentren“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, die Konzeption und Steuerung der ökologischen Umweltbeobachtung und angewandten Forschung sowie die Besucherlenkung werden im Biosphärengebiet mit einer Fördersumme von drei Millionen Euro unterstützt.

E-Mobil Alb-Testfahrt

Testfahrt: Zu Energiethemen der Schwäbischen Alb

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb will Modell-Lebensraum werden, auch in Sachen Mobilität und Energiewende. Doch noch reiben sich unsere Autobauer den Schlaf aus den Augen. Die Bundes- und Landespolitik dagegen mutierte nach der Reaktorkatastrophe in Japan zu Frühaufstehern. Aber haben deren Energiewende-Träume das reale Leben erreicht? Sphäre betreibt Schlafforschung auf einer E-Auto-Testfahrt zu den Energiethemen der Schwäbischen Alb.

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Grün wird salonfähig

Gesellschaft: Biosphärengebiet heißt Lebensraum. Wie nah ist die Alb am Ideal?

Politische Gestaltung spiegelt die Meinung der Bürger. Die Meinung der Bürger orientiert sich an Gesetzen der Natur – so sollte es sein. Welch ein Paradies, was für ein Stück Biosphäre. Doch wie nah ist die Schwäbische Alb tatsächlich an diesem Ideal?

Energie sparen, Roter Milan, Kernzone, Landschaftsschutz – grüne Themen fanden in der Bevölkerung und auch bei Lokalpolitikern lange Zeit wenig Resonanz. Auf der Alb lebte man nutzwertorientiert. Man holte Bruchholz aus dem Wald und verstand nicht, warum nun das gute Brennholz in den Kernzonen einfach liegen bleiben soll. Wer jahrelang dem kargen Albboden mühsam

etwas Frucht abtrotzte, hatte keine Zeit über Rückzugsgebiete und bedrohte Tierarten nachzudenken. Doch alles hängt zusammen – die Heimat, die Wacholderheide, die Streuobstwiese, das alte Fachwerkhaus, der Bauernladen, die regionalen Erzeugnisse. Die Seelenlosigkeit der am Profit ausgerichteten Globalisierung rückt die Suche nach Identifikation in den Mittelpunkt. Im Gleichschritt mit dem Naturschutz finden die Menschen im Biosphärengebiet nun ihren eigenen Weg zurück zur schon immer lebenswerten Schwäbischen Alb. Denn: Das Wertegefühl für eine intakte Heimat und Natur ist nicht gekoppelt an Aktienkurse und am DAX. Weder Finanzkrise noch Inflation können die Schätze der Alb entwerten.

Greifbare Ergebnisse: Um die Schwäbische Alb als besonderen Lebensraum zu bewahren, nehmen Politiker viel Geld in die Hand. Das Regierungspräsidium Tübingen stellt für Pflegemaßnahmen jährlich 70000 Euro bereit, der Landkreis Reutlingen 140000 Euro

Politische Gestaltung spiegelt die Meinung der Bürger. Die Meinung der Bürger orientiert sich an Gesetzen der Natur – so sollte es sein. Welch ein Paradies, was für ein Stück Biosphäre?

Doch wie nah ist die Schwäbische Alb tatsächlich an diesem Ideal? Haben die letzten fünf Jahre Entwicklung zu einem der weltweit 500 UNESCO-zertifizierten Modellregionen Spuren im Denken und Handeln hinterlassen? Schön wär´s, denn unser Planet, die Republik, das Ländle braucht dringend eine alternative Wertekultur sowie neue Lebensmodelle. Sulzige Polkappen, marode Atommülllager und verschuldete Banken sind derzeit keineswegs ein Zeichen von Darwin’scher Stärke. Da kommt den Querdenkern ein Modellprojekt wie das Biosphärengebiet gerade recht.

Dieser seit 2009 von der UNESCO geadelte Lebensraum ist zwar von Politikerhand geschaffen, doch schon jetzt zeigt sich: Auch das Biosphärengebiet macht Politik und nicht nur die Politik macht Biosphärengebiet. Dies durften die Menschen hier, wie auch die vier etablierten Naturschutzverbände (SAV, NABU, BUND, BNAN) in den vergangenen fünf Jahren erfahren. Beispiel regenerative Energie: Noch vor dem Abzug des letzten Soldaten auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Münsingen im Jahre 2005 waren kommunale Entscheidungen in Sachen Heizung und Wärmedämmung stark an der Belastung der Haushaltskassen orientiert. Sogar Elektroheizer mit Nachtstrom standen in der einen oder anderen Gemeinderatssitzung zur Diskussion. Heute dagegen ist ein wahrer Wettlauf der Kommunen entbrannt, wer denn die größte Hackschnitzelheizung hinter seinem Schulgebäude baut, wer die meisten Solaranlagen auf seinen Dächern zählt. Sogar auf das verteufelte Windrad bläst biosphärenweit Rückenwind. Grund: Das Großschutzgebiet holt energiepolitische Debatten und Argumente vor die eigene Haustür. So wurden energetische Sanierungen in den Rat­häusern plötzlich Chefsache. Denn: Mit zugigen Fenstern kann heute keiner biosphärengrünes Profil gewinnen. Dafür aber mit Engagement. Deshalb widmet sich der BUND Neckar-Alb dem Energiethema besonders intensiv. Barbara Lupp, Regionalgeschäftsführerin, formuliert: „Unser Ziel ist es, eine Vollversorgung der Alb mit erneuerbaren Energien bis 2040 zu erreichen.“

Grasgrün ist bei den Städtern in: Nicht nur die Ausflügler suchen in Scharen das naturbelassene Pastell der Schafweiden, auch hochrangige Landespolitiker pendeln spürbar öfter zwischen leuchtend grünen Buchen hinauf auf das Dach der Alb. Sanfter Tourismus, Naturschutz, regionale Produkte, Streuobstwiesen, nachhaltiges Wirtschaften – das sind die Themen wofür sie werben. Die Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit der UNESCO-Weihen erhellt einerseits politisches Handeln, anderseits unterstreicht die Präsenz der Regierungsprominenz die Bedeutsamkeit der UNESCO-Alb, was letztlich Menschen und Lokalpolitiker zu einem grünen Gesinnungswandel bewegt.

Strahlkraft: Vermarktungsmöglichkeiten von landwirtschaftlichen Produkten haben sich verbessert. Paradebeispiel Streuobst. Die Dettinger Rosstriebkellerei lancierte Produktinnovationen am laufenden Band.

Das war nicht immer so. Am Synonym für das Biosphärengebiet, dem ehemaligen Truppenübungsplatz, entbrannten noch vor fünf Jahren hitzige Diskussionen um die Nachnutzung. Die über 100 Jahre konservierte, von Schäfern geprägte, unzerschnittene Kulturlandschaft war in Gefahr. Lupp erinnert sich: „Die Ankündigung des Abzugs der Bundeswehr nach über 100 Jahren Manöverbetrieb wurde von vielen Menschen als existenzielle Bedrohung angesehen. Der Truppenübungsplatz war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der dünn besiedelten Region. Unmittelbar nach Ankündigung des Abzugs wurden viele Vorschläge entwickelt, was mit dem „frei“ werdenden Gelände angefangen werden könnte. Die Palette reichte vom Bau einer Autorennstrecke über Ansiedlung eines Freizeitparks und Gewerbeansiedlungen bis zum Bau einer Straße quer durch den Platz als Anbindung an die Autobahn Stuttgart-München.“ Folge: Letztere Idee löste heftige Debatten und Leserbriefschlachten aus, die den Raum Münsingen mobilisierten, wie schon lange kein Thema zuvor. Und heute: Nach fünf Jahren Biosphäre würde kaum einer der Beteiligten diese Gedanken ernsthaft diskutieren. Biosphäre macht grüne Gedanken salonfähig.

Da will die ausnahmslos wirtschaftliche Nutzung der Ringstraße im ehemaligen Truppenübungsplatz für Testfahrten der Automobilindustrie so gar nicht zum Image eines Biosphärengebietes passen – touristische Nutzung bleibt ausdrücklich unerwünscht. Natürlich – Firmen wie Liebherr brauchen Erprobungsstraßen für die Entwicklung der Lastkräne. Doch ist man nicht zugleich Nachbar einer Region? Deshalb haben wie selbstverständlich beispielsweise die Radvereine rund um den Platz sich schon früh um eine mögliche Nutzung der knapp 40-Kilometer langen, am Wochen­ende fast verkehrsfreien Traumstraße für sportive Jugendarbeit bemüht. Doch außer Erklärungsversuchen mit einem massiven Aufgebot an Verbotsschildern und harten Geldstrafen für „Schwarzradler“ ohne Ausnahmegenehmigungsschein, bereicherten nur wenig erhellende Argumente die Diskussion. Dabei gäbe es aus naturschutzfachlicher Sicht gar nichts einzuwenden, bewertet Lupp die Situation und ergänzt, „sofern die Ringstraßenbesucher den Weg nicht in geschützte Bereiche verlassen.“ Eine Öffnung hält sie aber derzeit für nicht realistisch, solange keine Betreuung des Gebietes durch Ranger organisiert ist. Warum also dann die Verbote? Versicherungstechnische Gründe, heißt es offiziell. Inoffiziell: „Nur keine Begehrlichkeiten wecken, die Angst vor der ganzen Hand als Folge des berühmten kleinen Fingers ist wohl groß.

Doch die Biosphäre orientiert sich nicht am bequemen Minimalkonsens. Dafür sorgen schon die UNESCO-Statuten: Wie in der Schule wird regelmäßig, alle zehn Jahre geprüft. Hat die Schwäbische Alb ihre Hausaufgaben nicht gemacht, so wird die UNESCO-Lizenz entzogen – Klassenziel nicht erreicht. Prominentes Beispiel: Der Naturpark Bayerischer Wald darf sich seit 2006 nicht mehr Biosphärenreservat nennen. Aufgrund erheblicher Widerstände der Bevölkerung war keine Ausweisung einer von der UNESCO geforderten Entwicklungszone möglich.

Insofern ist eine gewisse Ungeduld gerade bei den Naturschutzverbänden der Alb verständlich. Zwar freuen sie sich über die nach fünf Jahren hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, auch habe die Vermarktung von regionalen Produkten zugenommen, skizziert Wolfgang Riedel vom Bund Naturschutz Alb-Neckar (BNAN). Doch trotz Biosphärengastronomie und neuen Schwäbische Alb-Labels (siehe Seite 18) diag­nostiziert Riedel noch Handlungsbedarf: „Wir haben den Eindruck, dass bei den Akteuren in Bezug auf die Naturschutzarbeit nur die These gilt, „Naturschutz durch Nutzung“. Hier profitiert zwar sowohl die Natur als auch der Mensch. Aber dies reicht jedoch nach unserer Erfahrung nicht aus. Wir brauchen auch Naturschutz durch persönlichen Einsatz. Es wäre wichtig, für Landschafts- und Naturschutzgebiete in Pflegezonen ein Biotopmanagement einzurichten.“

Weiter wünscht sich Riedel, dass bei der Forst- und Landwirtschaft in den Pflegezonen die Ökologie und nicht allein die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht. Nur dadurch könne für das Biosphärengebiet eine Nachhaltigkeit entstehen.

Nachhaltigkeit ist auch Pflichtprogramm des Verbandes, der sehr eng mit dem Großschutzgebiet verbunden ist: Dem NABU mitunter sei es zu verdanken, dass es die Biosphäre überhaupt gibt, erinnert sich Helmut Attinger, seines Zeichens Vorsitzender bei NABU Münsingen. „Weil der Schwäbische Albverein vor rund 12 Jahren einen Naturpark über die gesamte Alb geplant hatte, fielen fünf Jahre später die Bemühungen des NABU um eine auf die Mittlere Alb beschränkte Gebietskulisse auf fruchtbaren Boden.“ Attinger sieht im Biosphärengebiet eine Schutzkulisse für besondere Biotope, wie die Hangbuchenwälder oder die Magerrasen. „Im Verbund ermöglicht die Vernetzung der Kernzonen einen großräumigen Schutz von bestimmten Arten. Dies geht nur zusammen mit der Bevölkerung, den Förstern und den Schäfern“, freut sich Attinger, wie diese Idee unterschiedliche Berufsgruppen, Interessensgruppen, ja sogar Parteien und Landkreise vereint. Verschiedene Labels können zu Vermarktungsvorteilen von Produkten aus der Region führen. Gastronomie, Landwirtschaft und einige Handwerksbetriebe können unmittelbar davon profitieren (siehe auch S. 18). Für Attinger geht mit den Kernzonen ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Da sie ausschließlich aus Bannwäldern bestehen, „werden diese in etwa 100 bis 200 Jahren richtige Urwälder sein.“

So lange Zeiträume überdauerten weder unsere Staatssysteme, noch weniger einzelne Politikerkarrieren – aber der Schwäbische Alb Verein (SAV). Am 13. August 1888 wurde er in Plochingen gegründet, derzeit zählt er 108000 Mitglieder. Doch trotz dieser Meinungskraft fühlt Ermsgauvorsitzender Günter Walter den Naturschutz im Wirtschaftsleben der Alb nicht optimal verankert. Deshalb hofft er, dass sein Verein im Biosphärengebiet die Gelegenheit erhält, noch mehr als bisher zu wirken. Er will dem Besucher den schonenden Umgang mit der Natur aufzeigen. Denn die Natur und deren Gesetze diktieren idealerweise unser Handeln und nicht umgekehrt.

Schon das Reutlinger Landratsamt wirbt für die vielen Projektförderungen stets mit dem Leitspruch „von unten nach oben“. Wobei unklar ist, wer oben steht: Die Natur oder der Mensch oder deren Volksvertreter als Spiegel der Volksmeinung? Im Zweifel könnte sich die Augenhöhe als niveauvoller Um­gang etablieren – ebenfalls als Modellprojekt für aktuell in Misskredit geratene politische Handlungs- und Entscheidungskultur.

Erfahrung schafft Bewusstsein: Die Waldflächen spielen in den Kernzonen nicht nur für die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt eine wichtige Rolle. Ein Bannwald kann auch den Blick der Menschen für die Zusammenhänge in der Umwelt schärfen – auch wenn diese absolut geschützten Zonen nur drei Prozent des Biosphärengebiets ausmachen. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg gibt es nur 0,25 Prozent Bannwaldflächen. Ein wenig Urwaldgefühle vermittelt schon heute die Trailfinger Schlucht (Seeburg). Das älteste Bannwaldgebiet aus dem Jahr 1932 finden wir am „Nägelesfelsen“ (Bad Urach).

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Projektbeispiel: Vorleben statt reden – so wird Naturschutz begreifbar

Wacholder Detailkfoto PflanzeDas unverzichtbare Engagement der Naturschutzverbände und -Vereine bereichert zum einen die gesellschaftliche Diskussion, zum anderen regt es zum Nachmachen, zum Mitmachen und Nachdenken an. Als herausragend gilt das öffentlichkeitswirksame Projekt Biosphärenmobil. Für Informationsveranstaltungen kann das mit Videopräsentationen und für Kinder interessanten Lehrspielen bestückte Fahrzeug angefragt werden.

Im Stillen dagegen wirkt das Projekt des BUND. In seinem Auftrag werden Wildbienen kartiert und auch der Bestand der zweitgrößten Tiergruppe erfasst – die der Ameisen. Dabei entdeckte Dr. Wolfgang Münch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz die aus Norddeutschland stammende Knotige Moorameise, eine hierzulande unbekannte Art.

Anders die bunten Blumenmeere vor den Albgemeinden. Fröhlich leutchtend, machen sie weithin sichtbar auf sich aufmerksam. Sie sind das Verdienst des 2009 gegründeten Vereins Blumenwiesen-Alb.

Aktionismus in Niedergundelfingen: Hier hat das Ziegenfieber den Ort erfasst. Die Wacholderheiden sind den Bürgern so ans Herz gewachsen, dass fast jeder ein bis zwei Tiere der 30-köpfigen Herde be­treut. Ziegen halten die Fläche frei – anders als Schafe knabbern sie auch am unliebsamen Buschwerk.

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Natur aktiv: Verbände und Vereine engagieren sich

Um eine Modellregion wie das Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu formen, sitzen Politiker, Bürgermeister und Naturschutzverbänden an einem Tisch. Ideen werden formuliert, Leitziele in Stellungnahmen formuliert und Menschen motiviert. Nicht nur Politiker wie Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle (Foto) richten das Wort an die Menschen auf der Schwäbischen Alb. Auch die Internetportale der Naturschützer werben und informieren. Welcher Verband viel zum Biosphärengebiet zu sagen hat, zeigt ein kurzer Google-Test:  Schlagworte „Name des Verbandes“ in Kombination mit „Biosphäre-Alb“.

NABU: Der NABU Münsingen-Mittlere Alb zählt über 700 Mitglieder. Der NABU gründet sich auf dem Deutschen Bund für Vogelschutz. Daher der Schwerpunkt Vogelschutz, er hat sich aber ausgedehnt auf die Bereiche Arten- und Biotopschutz. Inzwischen ist es der mitgliedsstärkste Naturschutz-Verband in Deutschland. Schwerpunkte im Biosphärengebiet (BSG): Öffentlichkeitsarbeit durch naturkundliche Führungen und Aktionen für Jung und Alt. Vorzeigeprojekte im BSG gehen zum Teil auf den NABU zurück, wie die Kulturlandschaftsführer Alb-Guides. Auch die Ausbildung der Guides auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz (TrÜPL) hat der NABU geprägt. Die Biosphären-Botschafter sind eine Weiterentwicklung dieser Guides. Auch das Biosphärenmobil, das für das Schutzgebiet wirbt, hatte der NABU gesponsert. Die Alb-Entdecker, eine GPS-Tour über den Gomadinger Sternberg, nützt das moderne interaktive Medium, um Kinder für die Natur zu begeistern.

BUND: Im Einzugsgebiet der Biosphäre zählt der BUND RV Neckar-Alb rund 2500 Mitglieder. Arbeitsschwerpunkt im BSG sind der Erhalt von Streuobstwiesen, Renaturierung von Gewässern, Amphibienschutz, Stellungnahmen zu Eingriffsplanungen. Aktuelle Projekte in enger Kooperation mit den anderen Naturschutzverbänden sind: fachgerechte und zukunftsfähige Entwicklung des BSG, Abgrenzung und Zonierung des Gebietes, Schutz und Erweiterung der Kernzonen, Weiterentwicklung des BSG zu einer Klimaschutzregion, Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, Studie zur Verwertung von Landschaftspflegeresthölzern im BSG, Studie zur Vielfalt der Wildbienenarten auf dem ehemaligen TrÜPL Münsingen mit Handlungsempfehlungen für Wildbienen und ihre Lebensräume.

SAV: Der Schwäbische Albverein wurde am 13. August 1888 in Plochingen gegründet. Mitgliederstand: 108 000, davon 6000 im Ermsgau. Paten betreuen 22 Wanderheime und 28 Türme. Ehrenamtliche SAV-Wegewarte unterhalten 24000 Kilometer Wanderwegenetz. Die Vereinsphilosophie fußt auf drei Säulen: Natur, Heimat, Wandern. Ohne das Engagement des SAV wären die eindrucksvollen Türme des ehemaligen Truppenübungsplatzes abgerissen worden.

BNAN: Der Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V. (Hauptsitz in Reutlingen, 1400 Mitglieder) wurde 1973 als Alternative zur Naturschutzarbeit des Schwäbischen Albvereins gegründet. Der BNAN setzt sich vor allem für eine vielseitige Kulturlandschaft ein. Er engagiert sich für alle wild wachsenden Pflanzenarten und frei lebenden Tierarten und ihrer Biotope sowie für die Schaffung von Ersatzbiotopen. Auch werden Grundstücke erworben, wie naturbelassene Flachland- und Bergwiesen, Streuobstwiesen, Wacholderheiden, Feuchtgebiete und naturnahe Waldbereiche (168 Hektar eigene, 30 Hektar gepachtete Grundstücke).

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Modellzone: Die UNESCO schützt unser Erbe

Rund 500 Biosphärenreservate weltweit sind von der UNESCO anerkannt (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization). 15 Biosphärenreservate befinden sich in Deutschland, neben 14 National- und über 100 Naturparke. Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb gehört seit dem 26. Mai 2009 dazu. Nationalparke schützen das Naturerbe ursprünglicher Ökosysteme (höchs­ter Schutzstatus). Biosphärenreservate sind großräumige Schutzgebiete, die aus repräsentativen Bereichen an Natur- und Kulturlandschaften bestehen. Hier sollen beispielhaft umweltverträgliche Lebens- und Nutzungskonzepte entwickelt werden. Naturparke sind Kulturlandschaften, die sich besonders für die Erholung eignen.

 

Mutter Erde

Die Biosphäre bietet Chancen für einen Wertewandel

Wer der Mutter Erde mehr nimmt, als sie gibt, steht nach nicht einmal einem halben Jahrhundert mit dem Rücken zur Wand. Die Biosphäre bietet Chancen für einen Wertewandel.

Festen Boden unter den Füßen spürt Anton Schänzle täglich bei der Arbeit. Seine Hände greifen nach den Wurzeln und nicht nach den Sternen. Spekulationsblasen sind der Natur gänzlich fremd. Es erntet nur, wer beizeiten sät.

Die Finanzkrise bestätigt: Das Überlebensprinzip unserer Natur, unserer Väter und der Schwäbischen Alb hatte Jahrtausende Bestand. Wer der Mutter Erde mehr nimmt, als sie gibt, steht nach nicht einmal einem halben Jahrhundert mit dem Rücken zur Wand. Die Biosphäre bietet Chancen für einen Wertewandel. Die Alb ist stark, dies können Hand und Kopf begreifen.

Goldmohn Heilpflanze

Beruhigungspille: Schon Indianer schützten sich mit Goldmohn vor Aufregung und Hektik.

Globalisierung, Währungsunion – nach nicht einmal 60 Jahren kommt unser Wirtschaftssystem an die Grenzen. Nur zehn Jahre hatte der Euro als stabiler Gegenwert im Volksbewusstsein einen sicheren Stand.

Was hat dies mit unserem Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu tun? Viel – denn die Überlebensintelligenz der Alb bietet schon heute mehr Rettungspotential als die Bankenschirme und Konjunkturpakete dieser Welt. Wie die Schulmedizin lindern die Hauruck-Aktionen gleich dem Antibiotika nur die Symptome der kranken Wirtschaft. Die Natur dagegen besitzt langfristige Strategien mit der Heilung als Ziel.

Diese Naturkonzepte bestimmen das Leben von Gärtner Anton Schänzle aus Obermarchtal ganz im Süden der Biosphäre (Foto Seite 6). Er hat sich spezialisiert auf den Anbau von Heilpflanzen, die wegen des Artenschutzes für Wildsammler tabu sind. Sein empfindlichster Züchtungserfolg: Der Sonnentau (Bild oben). Mit einem feinen Gespür für die Bilanzen der Natur gestaltet er dieser fleischfressenden Pflanze eine Art Wirtschaftssystem, in der sie gedeiht und schließlich mit Wirkstoffen bei krampfartigem Husten und Reizhusten den kränkelnden Menschen hilft. Außer Schänzle gibt es nur noch einen Gärtner in Finnland, dem die Kultivierung des Sonnentaus gelang.

Entsprechend hoch ist die Nachfrage. Weltkonzerne für Naturheilmittel und -Kosmetik sind seine Geschäftspartner. Mit Weleda aus Schwäbisch Gmünd oder Wala in Bad Boll seien nur zwei der erfolgreichsten Firmen genannt – übrigens beide mit Sitz auf und an der Alb.

Sonnentau Heilpflanze

Biotop: Kaum zu glauben, dieser penibel nachgebildete Lebensraum des Sonnentaus ist die Voraussetzung für Anton Schänzles Kultivierungserfolg.

„Global denken, lokal handeln“, gerne schmücken Wirtschaftskenner ihre Reden mit diesem Zitat. Doch zeigt die Realität, dass unsere Natur weitaus mehr Weitblick besitzt als alle Wirtschaftsweisen der Welt. Immerhin: Das Öko-System hat sich in den letzten Millionen Jahren prächtiger entwickelt, als die selbstbetrügerischen Geschäftsmodelle der Menschheit.

Die Natur kennt zwar Sparbücher, so legt das Eichhörnchen für den Winter einen Vorrat an Eicheln und Bucheckern an – Schulden und Hypotheken aber sind dem kleinen Nager fremd.

Einer wie Schänzle mit der  Hand am Arm im schwäbischen Boden verwurzelt, erkennt den Wert des Kleinen und weiß um deren Kräfte. Lokal handeln und tatsächlich global in Naturgesetzen denken, das öffnet ihm den Blick für das Wesentliche. Bestes Beispiel: Schänzles Gänseblümchenfeld. Für viele sind dies die netten weißen Tupfer auf den sommerlichen Wiesen der Freibäder. Für den 43-jährigen Pflanzenliebhaber aber bedeuten diese fröhlichen Blüten Teil seines bodenständigen Geschäftserfolgs. Sie sind Ingredienzen für Beauty-Produkte. „Julia Roberts loves Gänseblümchen“, titelten Boulevard-Magazine. Die Schwäbische Alb hat den Sprung über den Teich nach Hollywood geschafft. Julia Roberts lobte in einem Interview Dr. Hauschka (Naturkosmetik Bad Boll) über den grünen Klee und sorgte damit für einen weltweiten Boom. Madonna, Robert Downey, Cate Blanchett, Jennifer Aniston, Keira Knightley spüren auf ihrer Haut ein Stück Biosphäre.

Ob energiepolitisch oder wirtschaftspolitisch – die Menschen leben auf Pump, Subventionen zerstören das gesunde, freie Spiel der Kräfte. Er beneide die Landwirte nicht, sinniert Schänzle und ist stolz, dass seine Unternehmung am südlichen Ausläufer der Alb an keinem Staatstropf hängt.

Alraune Wurzel Heilpflanze

Alraune-Wurzel (Mandragora) ist eine der ältesten beschriebenen Heilpflanzen. Sie wurde früher mit Gold aufgewogen. Die Nutzpflanze wird auch Albruna genannt (Althochdeutsch (alb = Alb + runa = raunen).

Mit ähnlichem Gedanken- und Saatgut gerüstet erhebt Annegret Müller-Bächtle die Alb zum umfassenden Kräuterland. Im Frühjahr 2006 hatte die Münsingerin kräftig getrommelt: Sie versammelte die Macher der Alb am runden Tisch. Qualitätsbewusste Gastronomen, Hobby-Gärtner, Großgärtnereien, Schäfer, Naturliebhaber, Apotheker, Bäcker, Nudelproduzenten und Reha-Kliniken waren bei der Startveranstaltung dabei. Heute zählt der Verein „Kräuterland Schwäbische Alb“ 30 Mitglieder. Müller-Bächtle will „sensibilisieren für die Vielfalt der Natur, die uns gerade in der Biosphäre umgibt.“

So wie Schänzle will auch der Verein auf eigenen Beinen stehen. „Ein Beschluss der Mitgliedsbetriebe lehnt Fördermittel ab.“ Und auch hierin spiegelt sich die aktuelle Diskussion über den Sinn von Rettungsplänen für angeschlagene Unternehmen wie Opel, Märklin und Schaeffler wider. Die Heilpraktikerin weiß um die Selbstheilungskräfte, kennt den Zusammenhang zwischen Hilfe und Hilfsbedürftigkeit und die daraus schnell resultierenden Abhängigkeiten – in der Medizin wie auch in der Wirtschaft.

So hat, wie ein jedes Bächlein im Netzwerk der Flüsse den Weg zu den Weltmeeren findet, auch die Strömung Kräuterland viele Geschäftsbereiche der Schwäbischen Alb erfasst. Kräutergärten sprießen hinter Gasthäusern.  Kräuter werden als Topfpflanzen kultiviert. So finden sie den Weg über heimische Balkone und Gärten in unsere Köpfe und landen frisch geerntet in unseren Töpfen. Kräuterwanderungen, -Seminare, -Kochkurse und „immer wieder strahlende Gesichter“, freut sich Müller-Bächtle, dass ihre Idee auf fruchtbaren Boden fällt. Fast 1000 Personen hat sie bei ihren Kursen und Führungen mit dem Kräuter-Virus infiziert. Das Geheimnis: Die Menschen fühlen Pflanzen, schmecken die Würze, spüren wohltuende Wirkung und dies alles in wilder Natur. Die Schwäbische Alb gibt es noch nicht in Dosen und im Doppel-Billigpack. Das Kräuterland weckt schlummernde Ins­tinkte für das Wertesystem und Strategien unserer Naturwelt.

Und dass diese Welt noch Platz für echte Erfinder hat, zeigt die Erfolgsgeschichte des Getränks „Bionade“ aus dem Biosphärengebiet Rhön. Chef Peter Kowalsky bereitet schon den Absprung seiner Idee „mehr Natur ins Glas“ ins Geburtsland von „Fastfood“ und „All you can eat“. Wird Kowalski die Amerikaner bekehren? Vielleicht. Aber noch gibt es in Deutschland ebenfalls viel für den Bewusstseinswandel zu tun. Diese Überzeugung spornt auch Dieter Burkhardt an. Der jüngste Clou des Laichinger Fruchtsaft-Produzenten: Der 51-jährige Unternehmer will mit Kräutern von der Alb die Ansprüche an Geschmack und Regionalität in Produkten heben. Ab April werden die ersten Flaschen des neuen „Streuobst Bio-Apfelsaft mit Wacholderbeeren- und Zitronenthymianöl“ in den Regalen in und um die Biosphäre stehen (siehe Kasten Seite 9).

Burkhardt Fruchtsäfte gehört zu den Pionieren auf der Alb in Sachen Biogetränke. In seiner Brust schlägt ein Herz für die heimischen Streuobstwiesen und den Genuss des herrlich frischen Apfelsafts. Schließlich: Dieses kernige Obst begründet die schon seit Generationen gehegte und gepflegte Most-Tradition.

So war es denn auch für das Familienunternehmen mehr Kür  als Pflicht, die Kräfte des ökonomischen Netzwerks des Saft­herstellers in den Dienst dieses außerordentlichen Biosiegels zu stellen. Womit die Alb erneut eindrucksvoll beweist, wie zugkräftig Binnenmarkt wirken kann – in einer Zeit, da nur Exporteure als Weltmeister gekürt werden. Ein ordentliches Maß an Geschäftsethik und Kundennähe kann ein Produkt ebenso krisenfest machen – „auch ohne Subventionen“, wie Burkhardt betont, der auf seine 90-jährige Erfolgsgeschichte mit Stolz verweist. Am 12. September 2009 feiert Burkhardt Fruchtsäfte mit Kunden und rund 40 Mitarbeitern ein großes Jubiläumsfest und liefert in Zeiten der Banken- und Firmenpleiten ein Stück Wirtschaftskompetenz „made im Ländle“.

Alblinsen

Rekultiviert : Kleine Alb-Linsen schmecken intensiv

Jubel und Freude erlebte auch Linsenbauer Woldemar Mammel, der Biolandwirt aus Lau­terach im Süden der Biosphäre. Seinem Engagement verdankt es die Alb, dass sie eine längst verschollen geglaubte Kulturpflanze wieder hat. Die 20-jährige Recherche nach dem Saatgut der verschollenen Späth´schen Alb­linsen-Sorten war im Jahre 2006 von Erfolg gekrönt. Im Vavilov-Institut in St. Petersburg schlummerten die Alblinsen unter weiteren 3000 Linsensorten. Die russische Saatgut-Genbank hatte sie alle fünf Jahre vermehrt und somit am Leben erhalten. Die Alb­linsen hatte in den 1940er Jahren der diplomierte Landwirt Fritz Späth aus Haigerloch gezüchtet. Sie galten und gelten als robuste Pflanzen mit sehr schmackhaften  Samen – je kleiner die Linse, umso intensiver. Denn das Aroma der Linsen steckt in den Schalen, kleine Linsen begünstigen das Verhältnis Schale zur Gesamtmenge. Früher füllten Linsen wegen des vielen Eiweißes als Fleischersatz die Kochtöpfe der armen Leute – heute verwöhnen sie als exquisiter Geschmacksträger verwöhnte Gaumen. Landwirt Mammel baut schon seit den 80er Jahren Linsen an, notgedrungen französische und italienische Sorten. Der Querdenker und Biobauer hatte erst in kleinen Schritten und jetzt in Siebenmeilenstiefeln die eiweißhaltige Frucht ins Linsen-und-Spätzles-Land heimgeholt. Heute bauen 30 Bio-Landwirte auf der Alb für die Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“ Linsen an. Mammel kann sich vor Anfragen durch Läden und Gaststätten, inzwischen rund 200 in ganz Baden-Württemberg, nicht retten. Selbst die Norddeutschen sind wild auf die Früchte des Südens. Und wieder bieten die Macher der Alb der Globalisierung die Stirn. Mammel nimmt seine „Alb-Leisa“ aus den Versandhäusern der Republik, er zeigt dem Internet-Handel die kalte Schulter. „Solange die Leute im „Ländle“ noch nach unseren Linsen hungern, sollen die Hamburger ihren Fisch essen“, verkündet der drahtige Mitsechziger seine Geschäftsphilosophie und strahlt: „Wir brauchen die Linsen hier in der Biosphäre selbst.“ Mammels feiner Geschäftsinstinkt lässt sich auch an Wirtschaftsdaten belegen: 20000 Tonnen Linsen importiert Deutschland jährlich. Er und seine Landwirtskollegen in der Biosphäre stärken den plötzlich wieder entdeckten Binnenmarkt mit gerade einmal 30 Tonnen pro Jahr. Es bleibt also viel zu tun für die Querdenker der Alb.

Selbstversorger kann und wird Deutschland nicht sein. Dafür sind wir mit 85 Millionen Einwohnern zu dicht besiedelt. Aber gerade deshalb sollte der Ausverkauf an Kleinstrukturen wohl überdacht sein. Nachhaltigkeit, Regionalität, Qualität – und Lebensqualität kursieren nicht nur als Schlagworte auf der Schwäbischen Alb. Sie werden immer mehr gelebt. Unterstützung findet dieses wiedererwachte Bewusstsein durch die Präsenz von PLENUM als staatliche Förderkulisse, die indirekt politische Entscheider sensibilisiert und Aktivisten in Naturschutz- und Wirtschaftskreisen motiviert.

Und dennoch: Selbst Alb-Leisa, Alb-Dinkel und Alb-Korn können die geballte Finanzkraft der Monopolisten noch nicht stoppen. Seit diesem Jahr sind Einkaufsketten auch im Herzen  der Biosphäre stärker präsent. Ob sie auf Dauer gute Lebenspartner sind? Die Stadt Münsingen macht derzeit die Probe aufs Exempel. Ein Kräftemessen: Alteingesessene Mittelstandsbetriebe im Stadtzentrum müssen sich nun gegen ein neues Einkaufs­zentrum behaupten.

Biosphäre heißt übersetzt: „Lebensraum“. Ein Zusammenwirken von Mensch, Natur und Wirtschaft. Auch hier gilt die Natur als Lehrmeister: Dank der vielen individuellen Überlebensstrategien gewinnt das feinschichtige Ökosystem an Durchsetzungskraft. Die polternde Gewalt der Monopolisten frisst sich in der Natur, wie auch in der Wirtschaft irgendwann selber auf.

Was danach kommt? Wenn Wälder sterben gibt es Raum, die Totholz-Öde gilt als Schlaraffenland für das kleine Leben dieser Erde. Vielleicht macht auch die Wirtschaft für neue Entwicklung Platz. Die Natur ist gelebter Optimismus.

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Kultiviert: Kräutergarten duften um die Wette auf der Schwäbischen Alb

Kräutergarten AlbgoldKräuter, wohin man auf der Alb auch schaut. Allerdings muss man den Blick für diese unaufdringlichen Schönheiten schärfen. Kräuterwanderungen sind eine Möglichkkeit – oder Sie besuchen einfach den prächtigen Kräutergarten beim Alb-Gold-Kundenzentrum in Trochtelfingen, hart an der Grenze des Biosphärengebietes Schwäbische Alb.

Sogar der SWR war mit einem TV-Team bei Alb-Gold zu Gast (www.alb-gold.de). Im Rahmen der Sendereihe „Essgeschichten“ soll der Film die vielseitige Verwendung der Alb-Kräuter dokumentieren. Alb-Kräuter werden beispielsweise für Kräuter-Weckle, Tinkturen und Salben, Seifen oder Schnaps aber auch für Nudeln eingesetzt. Der SWR3 zeigt die Sendung am 25. April 2009, um 20.50 Uhr.

Ein Ausflug lohnt auch zum Münsinger Bahnhof, am besten gleich mit dem historischen Spätzles-Express (www.albbahn.de). Von dort führt seit 2008 ein Kräuterpfad Richtung Krankenhaus. Idee und Ausführung kommen von der Kräuterland-Chefin Annegret Müller-Bächtle (www.kraeuterland-alb.de). Doch auch Albwirte ernten frische Kräuter direkt hinterm Gasthaus. Einfach fragen: Fohlenhof (Mehrstetten), Gasthof Hermann (Münsingen), Wittstaig (Gundelfingen), Lagerhaus (Dapfen), Rose (Ehestetten).

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Zivilisiert: Wilder Alb-Wacholder ins Fruchtsaftglas

Wacholder Detailkfoto PflanzeNoch mehr Schwäbische Alb ins Glas. Ab April steht eine neue Geschmacksvariation des renommierten Fruchtsaftherstellers Burkhardt aus Laichingen in den Verkaufsregalen: „Streuobst Bio-Apfelsaft mit Wacholderbeeren und Zitronenthymianöl“. Dass diese Kreation des für seine DLG prämierten Bio-Säfte unter Kennern bekannten Herstellers richtig gut schmeckt, verdankt dieser neue Saft auch dem SPHÄRE-Mitarbeiter und Inhaber der „Alten Apotheke“ in Laichingen, Hans-Peter Eppler (Foto links). Schon lange heftet sich der findige Apotheker den Aromen der Alb auf die Spur. Sein Sachverstand in Sachen Kräuter, sein Engagement im Bereich der Naturheilkunde prägte die Entwicklung dieses Bio-Saftes mit. „Kreieren Sie mit uns gemeinsam den Alb-Geschmack“, formulierte Firmenchef Dieter Burkhardt zu Beginn der Entwicklungsarbeit.

Eppler suchte nicht lange, denn sein Gedächtnis ist eine Art wandelnde Geruchs- und Geschmacksbibliothek. Über den nach Zitronen duftenden Albthymian hatte der Apotheker schon in der letzten SPHÄRE-Ausgabe geschwärmt. Robert Greiner von Albduft ist nun der Lieferant des Zitronenthymianöls aus heimischem Anbau. Den fruchtigen Geschmack dieser Komposition verstärkt der Wacholder. Eppler destilliert die selbst gesammelten Alb-Beeren in einer eigens von Burkhardt Fruchtsäfte für diesen neuen Saft angeschafften Kupferdestille. Alles Handarbeit. Nur knapp ein Milligramm Öl lässt sich aus einer Beere gewinnen. Um die richtige Dosis für den neuen Streuobst Bio-Apfelsaft zu finden, waren viele Verkostungsrunden mit unterschiedlichen Probanden bei Firma Burkhardt notwendig. Welche Menge an Wacholderbeeren- und an Zitronenthymianöl ist richtig? In welchem Mischungsverhältnis sollen die beiden Öle zueinander stehen? „Der neue Bio-Saft, den wir bei Burkhardt abgekürzt einfach Apfel-Wacholder nennen, schmeckt als Schorle auch ganz hervorragend“, merkt Dieter Burkhardt an. Burkhardt und Eppler sind sehr gespannt darauf, wie die neueste Kreation beim Verbraucher ankommen wird.

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Rekultiviert : Kleine Alb-Linsen schmecken intensiv

AlblinsenKleine Linsen schmecken besser als große. Grund: Der Geschmack steckt in der Schale. Je kleiner die Linse, umso größer wird der Aufwand, die Linsen von Steinen und Getreidekörnern zu trennen (siehe Foto). Denn: Die Linsen werden im sogenannten Gemenge angebaut. Die Stängel der Linse sind so schwach (Foto rechts), dass sie standfestes Getreide als Stütze brauchen. Deshalb sieht ein Alblinsenacker eher aus wie ein Kornfeld mit scheinbar Unkraut zwischendrin. Linsen-Pionier Woldemar Mammel musste bislang zum Reinigen der Linsen von Lauterach 40 Kilometer nach Illerkirchberg zockeln. Seit 2009 besitzt er dank finanziellen Beistands von PLENUM Schwäbische Alb selbst eine Linsen-Reinigung. (www.alb-leisa.de)

 

 

Bleiberecht für Vögel – Wegerecht für Touristen

Tourismus: Endgültigen Freigabe der Wege auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz

Seit der Schließung des Truppenübungsplatzes Münsingen Ende 2005 wandern und radeln die Menschen durch diese einmalig ursprüngliche Landschaft. Und auch seltene Vögel nisten. Die Wege hierfür waren deshalb nur vorrübergehend für Besucher freigegeben bis das endgültige Wegenetz beraten und aus naturschutzfachlicher Sicht getestet war. Seit 16. Dezember 2009 nun stehen die endgültigen Routen in der Perle des UNESCO-Biosphärenreservates fest. Weiterlesen »